Schweizer Seen: Heimat einzigartiger Felchen und Forellen mit regionaler Herkunft
Die Schweizer Seenlandschaft ist ein wahres Juwel, nicht nur für Erholungssuchende, sondern auch als bedeutender Lebensraum für eine vielfältige Fischpopulation. Die Gewässer der Schweiz beherbergen eine beeindruckende Vielfalt an Fischarten, darunter auch seltene und endemische Arten, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Diese besondere Vielfalt macht die Schweizer Seen zu einem wichtigen Hotspot für den Artenschutz und unterstreicht die Notwendigkeit, diesen einzigartigen Lebensraum zu erhalten.
Fischarten in Schweizer Seen

Schweizer Seen als Rückzugsorte einzigartiger Fischarten
In den klaren Seen und kühlen Bächen der Schweiz leben Fischarten, die es nur hier gibt – sogenannte endemische Arten. Besonders bekannt sind einige Felchenarten, die nur in einzelnen Seen wie dem Thuner- oder Vierwaldstättersee vorkommen. Auch Bachforellen zeigen eine starke Bindung an ihre Heimatgewässer und unterscheiden sich je nach Region leicht in Farbe und Form.
Diese Fische sind perfekt an ihre Umgebung angepasst. Doch genau das macht sie empfindlich: Veränderungen im Wasserhaushalt, Klimawandel oder fremde Arten können ihnen schnell zusetzen.
Endemische Fische sind stille Zeugen der Naturgeschichte – und ein wertvoller Teil der Schweizer Gewässer, den es zu schützen gilt.
Die besondere Heimatbindung seltener Fischarten
Manche Fischarten in der Schweiz, wie bestimmte Felchen oder Bachforellen, sind echte Heimatliebhaber. Sie leben nur in einem einzigen See oder Fluss und kehren oft genau dorthin zurück, wo sie geboren wurden. Diese enge Bindung an ihren Lebensraum nennt man heimatverbunden. Doch was sie so besonders macht, macht sie auch empfindlich. Schon kleine Veränderungen im Wasser können ihr Überleben gefährden.
Endemische Fischarten in der Schweiz

Doubs-Forelle
Die Doubs-Forelle, auch „Zebraforelle“ genannt, ist eine seltene und endemische Forellenart, die nur im Fluss Doubs und einigen seiner Zuflüsse im Schweizer Jura vorkommt. Sie ist leicht an ihren dunklen Querstreifen zu erkennen und kann über 5 Kilogramm schwer werden. Anders als die häufigeren Bachforellen zeigt sie genetische Merkmale mediterraner Herkunft.
Diese besondere Forelle ist stark an ihren Lebensraum gebunden – klare, kalkreiche Flüsse mit stabilen Bedingungen. Doch genau diese Heimatverbundenheit macht sie anfällig: Umweltverschmutzung, Wasserschwankungen und Krankheiten wie der Saprolegnia-Pilz setzen ihr stark zu. Ihr Schutz ist daher ein wichtiges Anliegen für die Biodiversität der Schweizer Gewässer.
Marmorata-Forelle
Die Marmorata-Forelle ist eine seltene und beeindruckende Fischart, die vor allem in den klaren, kühlen Flüssen der Südschweiz vorkommt – etwa im Ticino oder im Lago Maggiore. Ihren Namen verdankt sie der auffälligen, marmorartigen Musterung auf Rücken und Flanken. Sie kann über einen Meter lang und bis zu 15 Kilogramm schwer werden.
Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit ist sie heute stark gefährdet. Lebensraumverlust, Wasserverschmutzung und Kreuzungen mit anderen Forellenarten setzen ihr zu. In der Schweiz findet man fast nur noch Hybride – reine Marmorata-Forellen sind selten geworden. Als „Fisch des Jahres 2024“ steht sie symbolisch für den Schutz der einzigartigen Fischwelt der Alpensüdseite.
Endemische Felchenarten (Coregonus spp.)
Die Schweiz ist ein Hotspot für Felchenvielfalt: In ihren Seen leben über 25 endemische Felchenarten, die es nur dort gibt. Diese Fische haben sich nach der letzten Eiszeit in jedem See unterschiedlich entwickelt und sich perfekt an Tiefe, Nahrung, Laichzeit und Lebensweise angepasst.
Beispiele sind der Hägling und der Grunder im Walensee, die sich in ihrer Körperform und Laichzeit unterscheiden. Im Vierwaldstättersee leben gleich mehrere Felchenarten nebeneinander, jede mit ihrer eigenen ökologischen Nische. Auch der Thunersee, Brienzersee und Zürichsee beherbergen einzigartige Arten, die weltweit nur dort vorkommen.
Diese Vielfalt ist ein stiller Schatz der Schweizer Natur – entstanden durch Isolation, Zeit und Anpassung. Doch sie ist bedroht durch Umweltveränderungen, Nährstoffeinträge und die Vermischung mit nicht-heimischen Arten. Der Schutz dieser Fische ist deshalb auch ein Schutz der biologischen Identität der Schweizer Seen.
Kropfer
Der Kropfer (auch Kröpfli genannt) ist eine seltene und endemische Felchenart, die ausschliesslich im Thunersee in der Schweiz vorkommt. Mit einer Länge von bis zu 25 cm lebt er in den tiefen, kühlen Wasserschichten des Sees – meist in 40 bis 150 Metern Tiefe. Dort ernährt er sich vor allem von kleinen Wirbellosen wie Zuckmückenlarven.
Seine Laichzeit reicht von August bis Dezember, wobei er bevorzugt in der Nähe von Flussdeltas ablaicht. Der Kropfer ist ein gutes Beispiel für die erstaunliche Vielfalt der Schweizer Felchenarten, die sich über Jahrtausende an ihre spezifischen Lebensräume angepasst haben.
Kurzschnäuziger Gründling
Der Kurzschnäuzige Gründling ist eine seltene, endemische Fischart, die in der Schweiz ausschliesslich im Bodensee vorkommt. Er gehört zur Familie der Karpfenfische und unterscheidet sich vom gewöhnlichen Gründling durch seine kürzere Schnauze und feinere Körpermerkmale.
Dieser kleine Grundfisch lebt bevorzugt in flachen, kiesigen Uferzonen und ernährt sich von Kleintieren am Gewässerboden. Aufgrund seiner begrenzten Verbreitung gilt er als besonders schützenswert. Veränderungen im Lebensraum, wie Uferverbauung oder Wasserverschmutzung, können seine Bestände gefährden.
Po-Gründling
Der Po-Gründling ist eine seltene, endemische Fischart, die in der Schweiz ausschliesslich im Tessin vorkommt – genauer gesagt in Flüssen, die zum italienischen Po-System gehören. Er gehört zur Familie der Karpfenfische und lebt bevorzugt in klaren, kiesigen Fliessgewässern mit guter Sauerstoffversorgung.
Mit seiner gedrungenen Körperform, der kurzen Schnauze und den typischen Barteln am Maul ist er gut an das Leben am Gewässergrund angepasst. Der Po-Gründling ist wenig bekannt, aber ökologisch bedeutsam – als Teil eines empfindlichen Flusssystems, das durch menschliche Eingriffe und Lebensraumverlust zunehmend unter Druck steht.
Cobite mascherato
Der Cobite mascherato (auch maskierter Schlammpeitzger genannt) ist ein seltener, endemischer Kleinfisch, der in der Schweiz ausschliesslich im Tessin vorkommt. Er gehört zur Familie der Schmerlen und lebt bevorzugt in klaren, kiesigen Fliessgewässern mit guter Wasserqualität.
Seinen Namen verdankt er der auffälligen Zeichnung im Kopfbereich, die wie eine kleine Maske wirkt. Tagsüber versteckt er sich oft im Kies oder unter Steinen und wird erst in der Dämmerung aktiv. Aufgrund seiner geringen Grösse und versteckten Lebensweise bleibt er meist unbemerkt.
Pigo
Der Pigo ist ein seltener, endemischer Karpfenfisch, der in der Schweiz ausschliesslich im Tessin vorkommt. Er lebt in Flüssen und Seen des südlichen Alpenraums, etwa im Lago Maggiore oder Lago di Lugano, und bevorzugt klare, kiesige Gewässer mit guter Strömung.
Mit seinem kompakten Körper, den rötlichen Augen und schimmernden Schuppen ist der Pigo leicht zu erkennen. Er lebt bodennah, ernährt sich von Kleintieren und Algen und laicht im Frühling in flachen Uferzonen. Seine Bestände sind durch Gewässerverbauung und Verschmutzung stark zurückgegangen, weshalb er heute als vom Aussterben bedroht gilt und unter europäischem Schutz steht.
Savetta
Die Savetta ist ein seltener und endemischer Karpfenfisch, der in der Schweiz ausschliesslich im Tessin vorkommt – insbesondere im Luganersee, Lago Maggiore und dem Fluss Ticino. Mit ihrer silbrig glänzenden Flanke, dem olivgrünen Rücken und der charakteristischen, unterständigen Maulform wirkt sie fast wie eine „maskierte Nase“. Durch Flussverbauungen und die Isolation von italienischen Populationen ist die Art in der Schweiz stark gefährdet und gilt als vom Aussterben bedroht.
Sanguinerola italiana
Die Sanguinerola italiana ist ein kleiner Schwarmfisch vor allem im Tessin vorkommt. Sie lebt in klaren, kühlen Bächen und ähnelt der Elritze, ist aber eine eigene Art. Durch Lebensraumverlust und Konkurrenz mit fremden Arten ist sie heute gefährdet – und ein stiller Schatz der Tessiner Gewässer.
Schutzmassnahmen für die Fischvielfalt
Erhaltung von Laichplätzen und Habitatschutz
Viele Fischarten in der Schweiz sind eng an bestimmte Gewässer gebunden. Damit sie sich fortpflanzen und gedeihen können, brauchen sie intakte Lebensräume – vor allem saubere, kiesige Laichplätze und natürliche Uferzonen. Doch genau diese Bereiche sind heute oft bedroht: durch Verbauungen, Wasserkraftnutzung, Verschmutzung oder den Verlust von Flachwasserzonen.
Ein wirksamer Schutz beginnt mit dem Erhalt und der Wiederherstellung natürlicher Strukturen. Renaturierte Flussabschnitte, durchgängige Wanderwege und fischfreundliche Wasserbauwerke helfen, die Vielfalt in unseren Seen und Flüssen zu bewahren. Denn wo Fische laichen können, bleibt das Wasser lebendig – für Tiere, Pflanzen und uns Menschen.
Fischereimanagement und nachhaltige Praktiken
Eine verantwortungsvolle Fischerei ist ein wichtiger Teil des Gewässerschutzes. Durch gezieltes Fischereimanagement lassen sich Fischbestände erhalten, ohne die natürlichen Lebensräume zu übernutzen. Dazu gehören Massnahmen wie Fangbeschränkungen, Schonzeiten, Mindestgrössen und der Schutz von Laichplätzen.
Nachhaltige Praktiken setzen auf das Gleichgewicht: Nur so viel entnehmen, wie nachwachsen kann. Gleichzeitig wird darauf geachtet, dass gefährdete Arten nicht zusätzlich unter Druck geraten. Auch der Verzicht auf das Einsetzen fremder Fischarten und die Förderung natürlicher Fortpflanzung spielen eine zentrale Rolle.
So wird die Fischerei nicht nur zur Nutzung, sondern auch zum Schutz – für gesunde Gewässer und eine lebendige Artenvielfalt.
Die Rolle von Naturschutzorganisationen
Naturschutzorganisationen spielen eine zentrale Rolle beim Schutz unserer Gewässer und Fischarten. Sie setzen sich für den Erhalt natürlicher Lebensräume ein, fördern wissenschaftliche Forschung und machen auf bedrohte Arten aufmerksam. Durch Projekte zur Renaturierung, Laichplatzpflege oder Umwelterziehung tragen sie aktiv dazu bei, dass Flüsse und Seen lebendig bleiben.
Zudem arbeiten sie oft eng mit Behörden, Fischereiverbänden und der Bevölkerung zusammen, um nachhaltige Lösungen zu finden – sei es beim Rückbau von Hindernissen, der Wiederansiedlung gefährdeter Arten oder der Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge. Ihr Engagement ist unverzichtbar, damit auch kommende Generationen eine vielfältige und gesunde Fischwelt erleben können.